Verschollen

Der ganze Stress führt nirgendwohin. Das Gerenne am Arbeitsplatz, an der Universität, an den Schulen. All das Geschrei im Parlament. Die Jagd um Profite. All das ist völlig umsonst. Im endgültigen Resultat geht alles ohnehin verloren. Nichts davon ist beständig. Irgendwelche Erwartungshaltungen haben dazu geführt, dass das Leben nur noch leer ist. Es dreht sich alles um nichts. Und dann ist es auch noch verkehrt. Man läuft beständig allem hinterher und probiert es zu korrigieren, aber es wird sowieso nie stimmen. All die Opfer, die gebracht wurden. Sie blieben unerhört. Der eigene Schmerz, das eigene Lachen, alles völlig unbedeutend. Milliarden Lebensformen nur Schatten im Universum. Angesichts der unermesslichen Sinnlosigkeit der Existenz, fragt sich nur, warum sich überhaupt noch jemand Ernst nimmt. Alles was man vermeintlich erkämpft, verliert man sowieso. Alte Erfolge sind blasse Erinnerungen, die genauso verschwinden, wie man selbst. Neue Erfolge werden bald genauso untergehen. Die Beliebigkeit in all dem, wer überlebt und später stirbt, wer sofort drauf geht oder nie geboren wird, zeigt einem, dass alles komplettes Chaos ist. Die singuläre Erscheinung von Leben, die man persönlich verkörpert, ist nur ein Punkt unter Milliarden, die völlig orientierungslos herumvibrieren. Was sollte man noch wollen? Es ist nichts unter Kontrolle. Alles kann sofort vorbei sein. In der Regel gehört einem nichtmal der Moment. Sobald man über ihn redet, ist er schon verflogen und ein nächster drängt sich auf, der völlig anders ist. Und gleichzeitig bleibt in der eigenen Rezeptionsfähigkeit der Eindruck, das alles ist immer gleich geblieben. Nur man selbst ist alt geworden. Es ist fürchterlich, dass die Zivilisation sich selbst etwas vormacht und darüber die Individuen quält. Wieso verlangt man uns ab nützlich zu sein, wenn es ohnehin unmöglich ist? Ist das Leben so unerträglich, dass man es mit sinnlosen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen befüllen muss? Ablenkungsmaßnahmen dieser Art werden ohnehin nicht wirken. Jedes Jahr bringt sich eine ganze Stadt von der Größe Frankfurt am Main um. Mehr sogar. Aber gleichzeitig kommen 135 Millionen Kinder auf die Welt. Es steht 135 000 000 zu 800 000 für das Leben. Aber die Statistik ist ungenau, weil voller Dunkelziffern. Manch einer stürzt sich von einem Kreuzfahrtschiff auf dem Weg nach New York, der Stadt der Städte, in das Weltmeer. Kurz vor dem Sonnenaufgang und gleichzeitig noch mitten in der Nacht. Viele Meter flog er vom fünften Deck. Ich frage mich, ob er es beim Aufprall in das eiskalte Wasser bereute. Jedenfalls entschwand der Mensch einfach so, als wäre er nie zuvor auf dieser Erde gewesen. Und was war das dann? Jahrelange Versuche in dieser Welt anzukommen. Aber die Welt wollte wohl nicht. Die Existenz ist durch die Gesellschaft lebensfeindlich gemacht worden und zugleich kann das eigene Überleben nicht ohne sie realisiert werden. Und so ist alles Leben zerstört und festgekettet an eine in der Regel unvollkommene Existenz. Meist würde man am liebsten ewig schlafen, aber auch das wäre frei von Glück. Es gibt keine Träume mehr.

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